Ziel der Entwicklung

Logo: Scheuerprüfgerät Typ Nu-Martindale der James H. Heal & Co. Ltd., GB-Halifax [2]
Scheuerprüfgerät Typ Nu-Martindale der James H. Heal & Co. Ltd., GB-Halifax [2]

Zur Prüfung der Scheuerbeständigkeit textiler Flächengebilde werden spezielle Scheuermittel-Gewebe aus 100 Prozent Wolle mit exakt definierten Eigenschaften eingesetzt. Die Prüfung hat das Ziel, kurzfristig Vorhersagen zum Gebrauchsverhalten eines Flächengebildes zu treffen. Zu diesem Zweck sind die Normen DIN EN ISO 12947-1 bis 12947 - 4 verbindlich. Als Beanspruchungsinstrument wird das Martindale-Scheuerprüfgerät [1] benutzt (s. Abb.), wobei das Reiben eines Prüfgutes auf einem Scheuermittel-Gewebe unter definierten Bedingungen erfolgt.
Eine immer gleich bleibende Qualität der Referenzgewebe spielt dabei eine wichtige Rolle, insbesondere beim Prüfen der Scheuerbeständigkeit auf dem sensiblen Markt der Automobilbezugsstoffe. Für die Eigenschaften dieser Gewebe sind daher enge Toleranzgrenzen gesetzt worden, die die Faserstoffauswahl, die Garn- und die Gewebeherstellung umfassen. Die Parameter der Herstellung der Garne und Gewebe werden sicher beherrscht.
Der Restfettgehalt der Wolle im Fertiggewebe darf einen Wert von 0,5 Prozent mit einem Toleranzbereich von +/-0,3 Prozent aufweisen. Die Höhe des Restfettgehaltes wird im Wesentlichen sowohl durch das Naturprodukt Wolle selbst als auch durch den Wasch- und Trockenprozess von Rohwolle und Gewebe bestimmt bzw. eingestellt.
In Vorversuchen zeigte sich, dass gerade der Parameter „Restfettgehalt“ einen unerwartet großen Einfluss auf Scheuerergebnis ausübt. So führt ein zu hoher Restfettgehalt dabei zu schlechteren Scheuerwerten, also ein Gewebe mit höherem Restfettgehalt ist aggressiver in der Prüfung als ein solches mit niedrigerem [2].
Ziel der Untersuchungen war, den Restfettgehalt der Scheuermittel-Gewebe exakt zu analysieren und definierbar einzustellen, um somit Unterschiede in den Scheuerergebnissen zu vermeiden. Die Betrachtungen konzentrierten sich deshalb auf die Zusammensetzung des Restfettgehaltes im Scheuermittel-Gewebe, den Einfluss der Höhe des Restfettgehaltes und gealtertem Restfett (durch Lagerung) auf das Scheuerverhalten sowie die Einstellung des Veredlungsregimes im Hinblick auf die Optimierung des Restfettgehaltes.
Zur genauen Analyse des Restfettgehaltes wurden am Gaschromatograph/Massenspektrometer im Labor des STFI verschiedene Proben untersucht. Dabei wurde gefunden, dass wolltypische Substanzen (wie Lanolin) im Rohgewebe noch vorhanden sind und durch Alterung langsam verschwinden. Wahrscheinlich wandeln sich spezielle Fette in andere Stoffe um, die das Reibverhalten des Wollgewebes anders beeinflussen als im ursprünglichen Zustand. Je höher der Restfettgehalt, desto aggressiver verhält sich das Scheuermittel-Gewebe im Abrasionstest.
Die Forschungsergebnisse bilden die Grundlage für eine Konstanthaltung der Qualität des Scheuermittel-Gewebes und haben positiven Einfluss auf das im STFI bestehende Zertifizierungs- und Vertriebssystem. Das STFI verpflichtet sich in einem Konformitätszertifikat für die Einhaltung aller in der DIN EN ISO 12947-2 vorgegebenen Parameter in den engen Toleranzgrenzen.

Vorteile und Lösungen

Die Herstellung von Scheuermittel-Gewebe für die Martindale-Scheuerprüfung entsprechend DIN EN ISO 12947-2 hat eine wachsende Bedeutung. Dieses Gewebe wird vorrangig als Reibemittel für die Prüfung von Automobil-Polsterstoffen, aber auch für andere Polsterbezugs- oder Heimtextilien, benutzt.
Im VDA Prüfblatt „Prüfverfahren für Textilien in der Automobilindustrie“ wird die Verwendung des vom STFI zertifizierten und vertriebenen Scheuermittel-Gewebes STFI MD 100 vorgeschrieben und gilt als Standardreibemedium für die Martindale-Reibeprüfung.
Gegenwärtig erfolgt der Vertrieb des Scheuermittelgewebes STFI MD 100 europaweit/ weltweit durch das STFI. Es wird angestrebt, bestehende Kundenbeziehungen zu erhalten und neben der Automobilzulieferbranche neue Märkte wie Heimtextilien zu erschließen.
Durch die bereits erreichte Verringerung der Toleranzen und bei Erfüllung aller Qualitätsparameter bei der Herstellung dieses Gewebes ist die Nachfrage namhafter Textillabors – und nicht nur durch Automobilsitzhersteller - auf Verfügbarkeit im STFI ständig steigend. Insgesamt wird ein Marktanteil von mind. 70 - 80 Prozent auf dem Gebiet der Abrasionsprüfung angestrebt.
Der Bedarf an Scheuermittel-Gewebe je Martindale-Gerät im Jahr beträgt mind. 24 bis 30 lfm bei 150 cm Gewebebreite. Da viele Prüflabors mehrere Martindale-Prüfgeräte besitzen und zum Teil in zwei Schichten arbeiten, ist der Bedarf an Scheuermittel-Gewebe wesentlich größer. So bestehen Anfragen an das STFI von jährlich mind. 1000 lfm Scheuermittel-Gewebe im Jahr, wobei die Tendenz steigend ist. Die Auftragsvergabe der deutschen Komponentenfertiger in das europäische (Frankreich, Italien, Tschechische Republik) und nicht europäische Ausland (USA, China, Mexiko, Brasilien) und somit Erweiterung der Produktion von Sitzbezugsstoffen zieht die Testung mittels Scheuerprüfung nach sich. Außerdem steigt die Produktion von Automobilen in den Ländern selbst stetig an, so dass schließlich der Bedarf und der Verkauf an Scheuermittel-Gewebe weiter wächst.

Zielgruppe und Zielmarkt

Das STFI macht sich zur Aufgabe, Scheuermittel-Gewebe im Hinblick auf gleich bleibende Qualität entsprechend den geforderten Parameter in eng gefassten Toleranzen zu überwachen und zu vertreiben. Das STFI begleitet, dokumentiert und prüft den gesamten Herstellungs- und Veredlungsprozess und verbürgt sich für die Einhaltung der konstanten Qualität des Wollgewebes.